„Es ist erstaunlich, in welch kurzer Zeit sich der VfB Stuttgart im Tischtennis einen Namen erworben hat“, schrieb die Presse am 4. Dezember 1950. In der Tat: Die Abteilung, mit etwa 50 Mitgliedern gestartet, war gerade mal ein Jahr jung, da stieg die erste Herrenmannschaft gleich von der Kreisklasse in die Bezirksklasse auf. Mit den gleichen Spielern schaffte die Erste in der Folgesaison (schon 70 Mitglieder) den ungeschlagenen Durchmarsch in die Landesliga, ein Jahr später mit drei Neuen den Aufstieg in die Oberliga (der damals höchsten deutschen Spielklasse der Herren): „In ganz überlegener Manier“, heißt es im Jahresbericht des Verbandes 1951/52.
Erfolgreich waren aber auch die zweite Herrenmannschaft, die 1952 den Sprung in die Landesliga schaffte, und die Damen, die 1951 und 1952 Bezirksmeister wurden und in der höchsten deutschen Spielklasse starteten.
Sicher, die Konkurrenz war noch nicht so groß wie heute. Der 1951 aus zwei Verbänden hervorgegangene TT-Verband Württemberg-Hohenzollern hatte rund 6.000 Mitglieder, heute sind es über 60.000. Doch die Aufbruchsstimmung war groß, ebenso das Talent der Spieler. Die trainierten damals übrigens in der Hölderlin-Turnhalle, samstags (15 bis 20 Uhr), sonntags (9 bis 13 Uhr) und montags (20.30 bis 23 Uhr). Auch schienen die VfBler jede Gelegenheit zu nutzen, sich spielerisch zu verbessern – ob bei Turnieren oder Freundschaftsspielen (siehe „Freundschaftsspiele weiten den Horizont“). So suchten sie per Zeitungsannonce am 19. März 1950 für alle drei Herrenmannschaften und die Damenmannschaft „über die Osterfeiertage spielstarke Gegner nach auswärts“. Vier Vereine meldeten sich.
Doch 1955 stieg die erste Herrenmannschaft in die Landesliga ab, sie hatte die halbe Mannschaft der Vor-Saison verloren. Zwei Jahre später der Wiederaufstieg. Den Verlust von zwei Spielern konnte der VfB nicht kompensieren – nach einem Jahr der Wiederabstieg. Zwar konnte der VfB in der Vorrunde Überraschungssiege landen, „doch dann war das Pulver verschossen“, kommentierte der Jahresbericht 1957/58. Sämtliche Spiele in der Rückrunde gingen verloren.
Nach Jahrzehnten in der Landes-, Verbands- und Bezirksliga spielen die ersten beiden Mannschaften heute in der Bezirksklasse.
Manfred Hantke
Dieser Beitrag erschien im Jubiläumsbuch „Der VfB 1893 – 125 Geschichten aus dem Leben des Vereins für Bewegungsspiele Stuttgart“, Verlag Die Werkstatt GmbH 2018