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Kurze Noppen, gefürchtete Vorhand

Abgeklärt, unberechenbar und erfolgshungrig: Mit 79 Jahren hat Bernd Friedrich nichts von seinen früheren Qualitäten  eingebüßt, die ihn in den 1960er Jahren zu einem Tischtennis-Spitzenspieler im Süden der Republik machten. Der Abwehrspieler hat einen gefürchteten Vorhandschlag, der die Gegner unvermittelt auf den falschen Fuß erwischt. Auf der Vor- und Rückhand spielt er schon immer mit kurzen Noppen, Belagsmoden haben ihn nie interessiert. Durch seine Erfahrung macht er heute noch Spielern das Tischtennisleben in der Kreisliga A schwer. Seine Taktik: Das eigene Spiel dem Gegner aufdrängen. Im Bezirk Stuttgart ist er von den knapp 2000 Tischtennisspielern einer der fünf ältesten Aktiven.

Angefangen hatte er als Zwölfjähriger 1951 im Stuttgarter Jugendhaus Mitte. Eigentlich nur zum Spaß. Bis sein Talent einer vom Polizeisportverein (PSV) entdeckte. Folge: Mit der Jugendmannschaft wurde er mehrfacher Württembergischer und Süddeutscher Meister. 1957 spielte er als 18-Jähriger in der Ersten Mannschaft, hinteres Paarkreuz, Oberliga-Süd – damals die höchste deutsche Spielklasse.

„Ich habe  mich langsam nach oben gekämpft“, sagt Friedrich. Lohn der Trainingsmühe:  Er wurde zu Lehrgängen eingeladen, rückte in die Leistungsklasse I auf, wurde Süddeutscher und Württembergischer Mannschaftsmeister. Sportliches Highlight war die Deutsche Pokalmeisterschaft der Saison 1962/1963. Im Halbfinale schlug der PSV den TTC Mörfelden mit 5:3, im Finale gewann er gegen DJK TuSA Düsseldorf mit der Tischtennis-Legende Eberhard Schöler 5:2.

Friedrich tourte durch Europa, spielte in Frankreich, Jugoslawien, Finnland. Sein längstes Einzel dauerte über zwei Stunden, erinnert er sich. Das war in den 1960er Jahren. Weder er noch sein Gegner trauten sich anzugreifen, schupften sich die Bälle lediglich zu, hofften auf die Fehler des anderen. Friedrich hat das Spiel gewonnen: „Da braucht man starke Nerven“, weiß er.

1967 kam Friedrich als Oberligist zum VfB (Mitgliedsnummer: 210), hat für den Verein in 51 Jahren über 4.000 Mannschafts- und Pokalspiele absolviert, „alle Höhen und Tiefen“ erlebt, kaum ein Spiel verpasst. Längst ist er Dunkelroter, lebenslanges Mitglied.

Manfred Hantke

Dieser Beitrag erschien im Jubiläumsbuch „Der VfB 1893 – 125 Geschichten aus dem Leben des Vereins für Bewegungsspiele Stuttgart“, Verlag Die Werkstatt GmbH 2018